von Lisa
Gestern war unser letzter Tag in San Francisco und wir verließen die Stadt Richtung Süden. Die letzten Tage waren wunderbar und gleichzeitig auch anstrengend und erschreckend.
Wir mussten uns an die Hektik, den Lärm, den Müll, den Geruch und die vielen Leute erst gewöhnen. Für die ganzen Eindrücke die richtigen Worte zu finden fällt mir schwer und wir verliesen die Stadt mit gemischten Gefühlen.
Die ersten beiden Tage verbrachten wir ganz wie richtige Touristen. Wir klapperten nach der Reihe die bekanntesten Sehenswürdigkeiten ab, gleichzeitig ließen wir uns aber nicht stressen und spazierten auch durch abgelegenere Straßen.
Unsere Stadttour begann in Chinatown und dem Financial District, bis wir am Embarcadero Center ankamen. Wir spazierten die Piers entlang und landeten schließlich am bekannten Pier 39. Hier beobachteten wir die Seelöwen die sich in Scharen auf den Holzblanken tummeln. Ihr könnt die Seelöwen auch von zuhause aus beobachten, hier der Link zur Seelöwen Live Webcam. Danach ging es weiter zur Fisherman’s Wharf. Ganz klassisch bestiegen wir auch ein Cable Car und ließen uns zur Crooked Street/Lombard Street kutschieren.
Am zweiten Tag in der Stadt ging es für uns nach Alcatraz. Die Tickets haben wir schon vor einiger Zeit von zuhause aus gebucht, was ihr ebenfalls unbedingt machen solltet, da es Vorort keine Tickets gibt. Wir fanden den Ausflug sehr interessant und ich muss sagen, die Insel ist überhaupt nicht so unheimlich wie ich sie mir vorgestellt habe. Außerhalb des Gefängnisses könnte man sie direkt als idyllisch bezeichnen, was wahrscheinlich daran liegt, dass sie heute zur Golden Gate National Recreation Area gehört und unter Aufsicht des US National Park Service steht.
Den Nachmittag verbrachten wir dann im Golden Gate Park. Wir nutzten das Wetter um zu entspannen. Am Rückweg besuchten wir noch die Painted Ladies und die City Hall.
Den dritten und letzten Tag wollten wir nochmal genießen. Alles was wir unbedingt sehen wollten, war erledigt. Es ging nochmal zum Golden Gate Park in dem wir uns in die Wiese setzten und lasen. Am Nachmittag bestiegen wir dann noch die Twin Peaks, von denen man einen wunderschönen Ausblick auf San Francisco hat. Der einzige Nachteil auf dieser Anhöhe, der Wind. Generell war es die ganze Zeit sehr windig in San Francisco und wenn schon in der Stadt der Wind weht, ist es dort oben gleich noch schlimmer. Wir mussten richtig aufpassen, das wir nicht weggeweht wurden.
Bereits bei unserer Ankunft im richtigen 😉 Hotel fiel uns eines auf – die extreme Anzahl an Obdachlosen. Hier in Downtown ist es wirklich extrem und ich bin immer noch schockiert und traurig. Ich habe noch nie in einer Stadt so viel Armut und Obdachlose Menschen gesehen. Man ist hier wirklich jederzeit mit dem Thema konfrontiert. Die Menschen schlafen auf dem Gehsteig, in Geschäftseingängen, in Bussen und liegen in den Parks. Teilweise schreien sie, singen sie oder sprechen mit sich selbst. Viele davon wirken so als wären sie nicht mehr im hier. Der Omnipräsente Geruch nach Marihuana macht den gesamten Eindruck nicht besser. Das Einzige was uns nie passiert ist, ist das uns irgendjemand direkt angesprochen hat.
Im Fernsehen oder Internet sieht man ja meistens die schönen Seiten von San Francisco und auch wir machten uns über solche Dinge keine Gedanken. Hier in Amerika ist das große Problem, dass es keine staatliche Versorgung gibt. Anders als bei uns gibt es hier kein Sicherheitsnetz das einen auffängt, wenn man seinen Job verliert oder sich die Wohnung nicht mehr leisten kann. Der extreme Anstieg der Mieten und der mangelnde Wohnraum lässt vielen keine Wahl und sie landen auf der Straße. Ganz schlimm finde ich, dass Leute mit normalen Jobs, wie Lehrer oder Beamte sich von ihrem Gehalt keine Wohnung mehr leisten können.
Mittlerweile spüren auch die Hotelketten und der Tourismus das die große Obdachlosenrate die Touristen abschreckt. Deshalb wird endlich versucht etwas für die Obdachlosen zu tun, aber es handelt sich auch hier um momentane Veränderungen und keine dauerhaften Lösungen. Es wird mehr versucht die Leute zu verstecken als ihnen zu helfen.
Ich bin schon sehr gespannt wie es auf unserer Reise an der Westküste weitergeht, da es nicht nur in San Francisco dieses staatliche Defizit gibt sondern auch in Los Angeles und San Diego.