Ein Tag zum Vergessen

von Thomas

„Ich bin schweißgebadet aufgewacht, nach einer Horror-Nacht…“, das sangen schon die Toten Hosen in ihrem Lied Walkampf. Ich hätte am letzten Donnerstag das gleiche Lied singen können und so schlecht mein Schlaf war, so blöd war auch der gesamte Tag für uns.

Es war unsere zweite und letzte Nacht in Philadelphia und eigentlich hätte ich hundemüde sein müssen. Sind wir doch am Vortag wieder über 23 tausend Schritte gegangen – bei hochsommerlichen Temperaturen. Leider war in dieser Nacht überhaupt nicht an Schlaf zu denken. Denn so heiß wie der Tag war, war es auch in unserem Zimmer in unserer Unterkunft. Trotz Klimaanlage. Außer laut war die in der Nacht aber auch gar nichts. Immer wieder bin ich munter geworden und habe mich über die Kehrmaschine gewundert, die mitten in der Nacht vor unserem Zimmer kehrt. Bis ich wieder gemerkt habe, dass das die Klimaanlage ist.

Noch bevor der Wecker klingelte lag ich also schon wach im Bett und wartete darauf, dass ich endlich aufstehen konnte. Wir hatten vor, früh aufzustehen, da wir wieder eine lange Autofahrt vor uns hatten und nicht irgendwann am Nachmittag bei unserem ersten Stopp ankommen wollten. Also sind wir nach dem ersten Wecker klingeln aufgestanden, haben gefrühstückt, alles zusammen gepackt und haben uns ins Auto gesetzt.

Wenn man von Philadelphia aus die Ostküste Richtung Süden abfährt, sollte man normalerweise recht bald Stopps einlegen können. Da wir aber in Washington D.C., Baltimore und Gettysburg schon vor zwei Wochen waren, gab es für uns dort nichts mehr zu sehen. Deshalb hieß unser erster Halt Jamestown in Virginia.

Endlich im Auto!

Als wir im Auto saßen gab es die erste Überraschung für uns. Unter dem Scheibenwischer klemmte ein Zettel. „Na super, wir haben einen Strafzettel bekommen! Aber wieso? Wir durften hier ja stehen!?“. Etwas später wussten wir wieso wir den Strafzettel erhielten. „max. 2h parking from 8AM to 12 AM“ heißt, dass man von 8 Uhr bis MITTERNACHT maximal zwei Stunden parken darf. Ohne viel darüber nachzudenken, gingen wir davon aus, dass das nur bis Mittag gilt. Die 26 Dollar bezahlten wir jetzt aber gerne. Immerhin sind wir fast zehn Stunden dort gestanden und am Tag davor auch schon einige Stunden. Die umliegenden Parkhäuser wären für diesen Zeitraum alle teurer gewesen.

Mittlerweile hatten wir uns aus Philadelphia gekämpft und fuhren seit einigen Minuten auf der Interstate. Verbleibende Fahrzeit laut Navi: 4 Stunden 28 Minuten. Doch schon nach wenigen Meilen Fahrt kam der erste Dämpfer: Stau! Ein paar Minuten ging es nur im „Stop and go“ Verfahren dahin bis wir endlich wieder Fahrt aufnahmen. Irgendwie kamen wir an diesem Tag aber einfach nicht ins Fahren. Immer wieder gerieten wir in einen Stau und die prognostizierte Ankunftszeit wurde immer später. Langsam verließen mich meine Nerven!

Nach fünf Stunden Fahrt waren wir schon ganz schön hungrig. Eigentlich sollten wir schon seit einer halben Stunde in Jamestown sein, aber unser Navi sagte immer noch: eine Stunde Fahrzeit. Also überredete mich Lisa an der nächsten Autobahnabfahrt abzufahren, bei der einige Lokale angeschrieben waren. Mit leerem Magen betraten wir das erste Lokal, doch leider gab es dort nichts glutenfreies zu essen. Wir verliessen das Lokal also mit leerem Magen. Mittlerweile merkten wir uns gegenseitig die lange Autofahrt an, denn auf der Suche nach einem anderen Lokal begannen wir zu streiten. So sehr, dass wir uns danach die letzte Stunde im Auto gegenseitig anschwiegen.

Kurz vor unserer Ankunft in Jamestown begann es dann auch noch zu regnen. In mir kochte schon wieder innerlich die Wut hoch, Lisa musste sich jeden Kommentar über das Wetter verkneifen. Sie wusste: nur ein falsches Wort und ich explodiere. Anscheinend hat das auch der Wettergott mitbekommen, denn kurz darauf war der Regen wieder vorbei und die Sonne kam wieder zum vorschein.

Endlich am Ziel!

Nach sechs Stunden Fahrzeit haben wir endlich unseren ersten geplanten Stopp erreicht. Noch immer nicht gut aufeinander zu sprechen, hatten wir so gar keine Lust bei schwülen 32 Grad uns alte Häuser anzuschauen. Also setzten wir uns wieder in Auto. Dem anderen widersprechen hätte sich eh keiner von uns getraut.

Mit dem Auto ging es den Colonial Parkway Drive entlang. In einem Dreieck zwischen Williamsburg, Jamestown und Yorktown kann man hier erfahren wie die ersten europäischen Siedler ankamen und das Land besiedelten. Mitbekommen haben wir davon nur wenig, denn das Kriegsbeil zwischen Lisa und mir war noch immer nicht restlos begraben. Die Natur ist hier zwar schön anzusehen, doch es war leider nicht das was ich mir bei der Planung dieses Trips vorgestellt habe.

Bei einer Pause beschlossen wir dann, endlich wieder einmal die Drohne fliegen zu lassen. Ich ging zurück zum Auto. Packte die Drohne aus. Schaltete sie ein. Startete die App am Handy und wir wollten sie gerade abheben lassen. Genau in diesem Moment bog ein Auto auf den Parkplatz ein. „Park Ranger“ stand darauf. Es war schon fast an uns vorbei, als das Auto stehen blieb und sich die Tür öffnete. Ich wusste sofort warum die Rangerin stehen geblieben ist. Natürlich durften wir hier keine Drohne fliegen lassen, waren wir doch in einem National Park. Also haben wir die Drohne wieder ausgeschaltet und eingepackt.

Erst am Ende des Colonial Parkway Drives fanden wir in Yorktown etwas für die Augen und wir spazierten durch dieses alte Dörfchen. Hier war es echt schön und wir schlenderten entspannt am Strand entlang. Auf einem Platz versammelten sich gerade ganz viele Menschen um sich die besten Plätze für ein Konzert zu sichern. Leider waren es noch knapp zwei Stunden bis zum Beginn. Wir wären gerne dort geblieben doch unsere nächste Unterkunft war bereits gebucht und bis zu der war es immer noch eine einstündige Autofahrt.

Endlich in der Unterkunft!

Als wir dann am Abend fix und fertig in unserer Unterkunft in Portsmouth angekommen waren, wollten wir nur mehr schnell unter die Dusche springen. Doch beim Blick in unser Sackerl mit dem Duschgel gab es die nächste Überraschung für uns: Scheinbar war das Duschgel beim Einpacken nicht ganz zu und jetzt schwamm alles was in dem Sackerl war im Duschgel. Nun mussten wir uns auch noch um dieses Problem kümmern.

Nachdem wir das Toilettzeug endlich vom Duschgel befreit hatten und geduscht waren, fielen wir schlussendlich hundemüde ins Bett. Es war ein Tag zum Vergessen, der sich hoffentlich nicht so schnell wiederholt.